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Arbeitslosigkeit im Aufwind & FLINTA*s mittendrin - FLINTA*Fin

Wenn die Wirtschaft spart, zahlen FLINTA*s drauf

Wir hören es aktuell fast jeden Tag: Der Arbeitsmarkt in Österreich und Deutschland steht unter Druck. In vielen Branchen häufen sich Entlassungen; von der Industrie bis zu den Medien, vom Handel bis zum Sozial- und NGO-Bereich. Vielleicht bist auch du direkt oder in deinem Umfeld betroffen. Gleichzeitig fahren Bund und Länder ihre Ausgaben zurück, während Unternehmen auf Sparkurs gehen. Keine einfache Situation gerade. 

Die Krise ist da, nicht irgendwo, sondern mitten in unserem Alltag. Für FLINTA*s bedeutet das oft mehr als „nur“ Arbeitslosigkeit: zusätzliche Sorgearbeit, Einkommensdruck und Unsicherheit.

Wenn Sparen Arbeitsplätze kostet

Aktuell ist in vielen Bereichen von einem „Personalabbau zur Stabilisierung“ die Rede. Doch dieser trifft nicht alle gleich. Besonders gefährdet sind Jobs im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesen, also in Branchen, in denen überdurchschnittlich viele Frauen und queere Personen arbeiten. Wenn hier gekürzt wird, gehen nicht nur Arbeitsplätze verloren. Auch jene Strukturen, die FLINTA*s Stabilität, Einkommen und gesellschaftliche Sichtbarkeit geben, verschwinden. Während milliardenschwere Konjunkturmaßnahmen oft in Industrie, Technologie und Verteidigung fließen, fehlen Investitionen in soziale Infrastruktur. Im Sozial- und Gesundheitssystem wird weiter gespart, während es mehr und mehr Menschen stützen soll. (Zum Beispiel: In Wien, wo Kinder seit 2009 ganztägig kostenlos in den Kindergarten gehen können, wird zunehmend darüber gesprochen, diese entscheidende Ressource zu kürzen.)

Strukturelle Ungleichheit macht Entlassungen ungleicher

FLINTA*s arbeiten häufiger in Teilzeit, in befristeten Verträgen oder in niedrigeren Positionen innerhalb von Unternehmen. Das bedeutet: Wenn Stellen gestrichen werden, sind sie überproportional betroffen. Dazu kommt die Lohnlücke: Wer ohnehin weniger verdient, hat weniger Ersparnisse, weniger Spielraum, weniger Sicherheit. Arbeitslosigkeit trifft dann nicht nur das Konto, sondern auch das Selbstbewusstsein, besonders in einer Gesellschaft, die Erwerbsarbeit noch immer stark mit persönlichem Wert verknüpft.

Wenn der Partner den Job verliert: Doppelte Belastung für FLINTA*s

Arbeitslosigkeit betrifft nie nur Einzelpersonen, sondern ganze Haushalte. Wenn der (männliche) Partner den Job verliert, verändert sich das Leben vieler FLINTA*s oft fundamental. Neben dem Wegfall eines großen Teils des Haushaltseinkommens kommt emotionale und organisatorische Mehrbelastung hinzu. Viele übernehmen weiterhin den Großteil der Sorgearbeit, unterstützen emotional und versuchen gleichzeitig, die finanzielle Lücke zu kompensieren; sei es durch Mehrarbeit, zusätzliche Jobs oder den Verzicht auf eigene Bedürfnisse. In heterosexuellen Beziehungen bedeutet das häufig: Die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit verschärft sich weiter, während der ökonomische Druck steigt. Auch das ist Teil der Arbeitsmarktkrise, nur eben jener, der selten Beachtung findet.

Wichtig ist, sich klarzumachen: Wenn du betroffen bist oder Angst hast, es bald zu sein – das liegt nicht an dir. Es ist das Ergebnis von politischen Entscheidungen, strukturellen Ungleichheiten und einem Wirtschaftssystem, das Care-Arbeit und soziale Berufe chronisch unterbewertet. FLINTA*s sind dabei besonders gefährdet. Nicht, weil sie weniger leisten, sondern weil Strukturen sie weniger stützen & schützen.

Sichtbarkeit, Solidarität und finanzielle Selbstbestimmung sind deshalb wichtiger denn je. Wir alle verdienen Sicherheit, auch in unsicheren Zeiten.

Was du jetzt tun kannst: 4 Schritte, um dich abzusichern

Auch wenn du (noch) beschäftigt bist, kannst du dich jetzt schon vorbereiten: finanziell, rechtlich und emotional. Hier sind vier konkrete Tipps:

  1. 🧾 Finanzpuffer aufbauen – so früh wie möglich!
    Wenn möglich, leg dir drei bis sechs Monatsgehälter als Notgroschen beiseite. Auch kleine, regelmäßige Beträge zählen. Ein eigenes Konto für deinen Puffer hilft, das Geld wirklich unangetastet zu lassen. 
  2. 📚 Qualifikationen sichern und erweitern
    Weiterbildung ist der beste Schutz gegen strukturelle Unsicherheit. Nutze (noch vorhandene) Förderprogramme oder kostenlose Online-Kursen (besonders in digitalen oder nachgefragten Bereichen). Auch das Arbeitsamt/AMS hat viele Weiterbildungsprogramme. FLINTA*Fin hilft dir hier natürlich auch gerne mit unseren Workshops. 
  3. 💬 Rechte kennen und Unterstützung suchen
    Informiere dich über deine Ansprüche auf Arbeitslosengeld, Abfertigung und mögliche Förderungen. Wende dich an die Arbeiterkammer, die Gewerkschaft oder unabhängige Beratungsstellen. Sie helfen, wenn du dich unfair behandelt fühlst oder Unterstützung beim Übergang brauchst. Unterschreibe nichts bevor du dir eine Beratung geholt hast. 
  4. 💜 Vernetzung statt Vereinzelung
    Sprich mit Kolleg:innen, Freund:innen und FLINTA*-Netzwerken. Arbeitslosigkeit kann isolieren, aber Solidarität stärkt. Gerade in Umbruchzeiten ist gegenseitige Unterstützung entscheidend.